Pressearchiv 2004

"Kunst ist ein Teil von mir"

Ausstellung von Ingolf Jännsch im Schlachthaus in Mosbach

Mosbach/Walldürn. "Gesammelte Kunstnatur. Normgröße 40 Mal 60", heißt es auf einem kleinen Schild an der Wand im Alten Schlachthaus in Mosbach. Was sich so kryptisch anhört, ist in Wirklichkeit ganz lapidar: Die Rede ist von Fußmatten (!).

Sorgfältig aufgereiht hängen sie an der weißen Wand der Kunsthalle. Einige sind aus Ästen geflechtet, andere sind einfache Fußabstreifer - und besondere Andenken. "Der letzte in dieser Serie gehörte Fernand Semma, einem guten Freund von mir", erzählt Ingolf Jännsch. Die Fußmatten sind ein Bereich seines künstlerischen Schaffens, den der Walldürner seit gestern in einer Ausstellung in Mosbach präsentiert.

"Gegenläufig" lautet der Titel der gesamten Präsentation und gegensätzlicher könnten die Werke des 61-Jährigen wirklich nicht sein: Mitten im alten Schlachthaus stehen große Türme, die aus alten Verpackungen bestehen. Die Kartons und Schächtelchen hat Ingolf Jännsch alle umgedreht bevor er sie aufeinander stapelte. "Das Innere wurde nach Außen gekehrt", erzählt er, "so werden Kleinigkeiten sichtbar, die vorher keine Rolle spielten."

Auf der anderen Seite der Kunsthalle hängen Jännschs Gemälde. Die Kunstwerke in Ölfarben haben eins gemeinsam: In allen Bilder steht eindeutig lesbar das Wort "ich" geschrieben. Jännsch spricht bei der Erklärung dieser Werke von einer "Ich-Erkenntnis". "Auch wenn viele Leute, das nicht so gerne sehen, wenn man sich hervorhebt: Hier steht das ‘Ich’ im Mittelpunkt", betont er. Dieses Thema hat der Walldürner Künstler auch in anderen seiner Werke fortgeführt: In einem Regal liegen einfach Schildkappen mit der Aufschrift "ich".

Ingolf Jännsch ist bereits seit 1965 als Künstler tätig. Damals absolvierte er sein Kunststudium in Nürnberg und später in München. Seit dem hat er bei verschiedenen Ausstellungen im In- und Ausland mitgewirkt - unter anderem bei einigen im Neckar-Odenwald-Kreis, wo er bereits seit Jahren den Kunstverein unterstützt. In Walldürn betreibt er seine eigene Galerie mit dem Namen "Plus Minus".

"Ingolf Jännsch lebt in seiner Kunst und für die Kunst", betonte der Vorsitzende des Kunstvereins Neckar-Odenwald, Werner Zeh, der die Anwesenden willkommen hieß. Die Ausstellung im Alten Schlachthaus sei die erste des Vereins in diesem Jahr und "besonders eindrucksvoll", so Zeh. Jännsch habe es geschafft, Kunst und Leben miteinander zu verknüpfen. "Er gibt uns einen Blick in sich selbst und in die Gesellschaft." Für Werner Zeh steht fest: "Ingolf Jännsch ist eine Bereicherung für den ganzen Kunstverein."

Mosbachs Bürgermeister Michael Jann betonte, es sei keine Selbstverständlichkeit, dass es im ländlichen Raum eine so agile Künstlerszene gebe wie im Neckar-Odenwald-Kreis. "Sowohl in Buchen, als auch in Mosbach gibt es in diesem Bereich ein großes Engagement, auch seitens der Städte", so Jann. Dass dies jedoch nicht zum Nulltarif zu haben sei, stehe für ihn fest. Der Bürgermeister versprach: "Wir versuchen die Kultur in unserem Raum so lange zu beatmen, dass sie am Leben bleiben kann."

MdL Gerd Teßmer (SPD) sah dies ähnlich. "Kunst ist längst nicht mehr nur auf die Ballungsräume beschränkt", freute er sich. Dazu habe der Kunstverein beigetragen, so Teßmer: "Sie haben es geschafft, eine Kunstgemeinde zu erreichen, die regelmäßig kommt." Teßmer lobte die Ausstellung von Ingolf Jännsch im Besonderen. "Sie zeigen uns, dass viele kleine Dinge des Alltags immens wichtig sind", meinte er. Teßmer weiter: "Wenn Sie nicht wären, wären wir ärmer. Machen Sie uns reicher."

Ingolf Jännsch präsentierte im Gespräch mit Werner Zeh seine Kunstwerke. "Das was ich mache ist authentisch", sagte er gegenüber den FN. "Diese Kunst bin ich, sie ist ein Teil von mir." aw


© Fränkische Nachrichten   –   29.03.2004

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