Pressearchiv 2008

Rhein-Neckar-Zeitung, 8. April 2008

Zur Abstraktion geführte Dialoge in Holz

Kunstverein eröffnete Ausstellung „natürlich gebaut“ - Skulpturen von Thomas Diermann

 

Von Peter Lahr

Mit der Ausstellung „natürlich gebaut“ eröffnete der Kunstverein Neckar-Odenwald am Sonntagvormittag die neue Kunstsaison im Alten Schlachthaus. Abstrakte Holzskulpturen und kleindimensionierte Bronzeplastik zeigt der Bildhauer Thomas Diermann.

Einen Überblick über die neun Ausstellungen, die der Kunstverein in seinem 31. Jahr in Mosbach und Buchen zeigt, gab der Vorsitzende Werner Zeh – und versprach ein Programm voller spannender Kontraste. Da die Skulptur in der aktuellen Kunst wieder eine wichtige Rolle spiele, freute sich Zeh besonders über die Ausstellung von Thomas Diermann. Dieser sei zuletzt auf der Art Karlsruhe zu sehen gewesen. Der 1965 in Paderborn geborene Holzbildhauer, der an der HfK Bremen Bildhauerei studierte, lebt heute am Bodensee. Sein Werk zeichne sich durch eine Kontinuität in der Entwicklung sowie eine gestalterische Intensität aus, lobte Werner Zeh.

„Es ist noch etwas frisch zum Saisonauftakt“, bedauerte Oberbürgermeister Michael Jann. Sein Grußwort halte er auch im Namen von Landrat Dr. Achim Brötel, der zu der „kleinen aber erlesenen Schar der Kunstinteressierten“ zählte. Als Rathauschef einer Holz- und Fachwerkstadt, freute sich Michael Jann über Diermanns Arbeitsmaterial.

„Manchmal bedarf es der Begegnung mit einem Kunstwerk, das sich nicht sofort einordnen und durchschauen lässt, um dem Denken eine andere Richtung zu verleihen“, umschrieb die Laudatorin, die Karlsruher Kunsthistorikerin Dr. Dorothee Höfert, die Funktion der heutigen Kunst. Thomas Diermann wähle seine Hölzer genau aus. Er achte auf die Ausstrahlung, die von dem jeweiligen Holzstück ausgehe. „Diermann hat die zukünftige Form einer Arbeit nicht fix und fertig im Kopf, sondern lässt sich auf den Stamm ein, der ihm zu einem Gegenüber wird, in dem sich gelebte Zeit manifestiert – nämlich die Lebenszeit und die Lebensform des Baumes, dem das Holz entstammt.“ Der Ausstellungstitel „natürlich gebaut“ verweise auf die beiden Pole der bildhauerischen Arbeit. Aus dem vorgefundenen Rohstoff aus der Natur leite der Künstler eine neue Form ab, die den natürlichen Ursprungs-Charakter nicht verleugne, aber darüber hinaus gehe, zu einer Konstruktion „gebaut“ werde. Innerhalb eines dynamischen Prozesses entwickle Thomas Diermann die Form seiner Skulpturen. Er respektiere dabei auch Fehlstellen, Astlöcher, Verwachsungen und Risse. Mit der Kettensäge öffne er das Holz, schaffe Leerstellen in vorhandenen Volumen. Überhaupt sei bei Diermann die Negativform ebenso wichtig wie die positive.

Bei aller Abstraktion der aktuellen Holzarbeiten wollte die Rednerin im Aufbau von Diermanns Skulpturen sehr wohl Figürliches sehen: „Der vertikale Zug, der viele Arbeiten begleitet, wird oft durch so etwas wie Gelenkstellen begleitet, an denen Richtungsänderungen zu beobachten sind, die an die Beweglichkeit einer Gestalt erinnern.“ Eine moderne, sehr reduzierte Formensprache sowie eine Allansichtigkeit zählte Dr. Höfert zu weiteren Eigentümlichkeiten im Werk des Künstlers. In den kleinformatigen Bronzeplastiken „Baumhäuser“ sah sie eine eigentümliche Hommage an das Thema Baum.

Als einen partnerschaftlichen Dialog bezeichnete Thomas Diermann seinen Schaffensprozess. Er bevorzuge Hartholz wie Eiche, Robinie und Buche. Darin ließen sich die Formen konkreter und klarer ausarbeiten. Gerne hätte er einige Arbeiten im Freien gezeigt. Doch die Hallensituation des Alten Schlachthauses begeisterte den Künstler. Dank der Raumhöhe könnten sich seine „Pfeiler“ gut nach oben weiter entwickeln.

 

 

 

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