Rainer Zerback

Rainer Zerback - Contemplationes, Fotografien

12. März bis 14. Mai 2006

Kunst im Krankenhaus, Kreiskrankenhaus Buchen

Pressebericht in der Rhein-Neckar-Zeitung

Website des Künstlers

Rainer Zerback, Contemplationes XXI

 

 

Berührte Landschaften

Contemplationes

 

Rainer Zerback beschäftigt sich seit 1989 mit der Fotografie und wurde u. a. durch einen Fernsehbericht im SWR3 Kultur-Café 2002 bekannt. 1999 gewann er den Wettbewerb »Menschen in Deutschland«. An seiner Serie »Contemplationes« arbeitet er seit 1999. 22 Fotografien sind es bis heute. Ein Sog geht von diesen unwirklichen Pastell-Landschaften aus. Das flüchtige Hinschauen ist unmöglich. Der Betrachter sucht und findet: Sich selbst – seine Spuren, seine Berührung der Landschaft. Wie und warum sich Rainer Zerback so intensiv mit dem Wechselspiel Landschaft – Mensch beschäftigt, fragte ihn Evemie Wolf, 2. Vorsitzende des Kunstvereins Neckar-Odenwald.

 

Wolf: Herr Zerback, Sie nennen dieses Projekt »Contemplationes«, ein anderes, verwandtes »Reflectiones«. Hat es einen Grund, dass Sie als Sprache Latein gewählt haben und nicht die populäre englische Sprache?

Zerback: Die Sprache ist bewusst gewählt. Nicht weil ich mich damit gegen Anglizismen wenden will. Passend zum Charakter der beiden Serien will ich die Sprache einer Zeit nutzen, die sich fundamental von der Rastlosigkeit unserer Zeit unterscheidet.

Wolf: Die »unberührte Landschaft« gibt es in ihren Fotografien nicht. Ein erhobener Zeigefinger gegen die Menschheit, die »Zivilisation« oder nur sachliche Feststellung?

Zerback: Die Landschaften der Serie »Contemplationes« wirken auf den ersten Blick ästhetisch und romantisch. Bei vielen Bildern bemerkt man erst auf den zweiten Blick, dass sie nicht unberührt sind. Mit dieser ambivalenten und fremdartigen Darstellung von Wirklichkeit soll die Serie beim Betrachter ein Bewusstwerden und Nachdenken über unsere Lebensräume auslösen.

Wolf: Wie sind Sie zu Ihrer Betrachtungsweise gekommen?

Zerback: Wie jede künstlerische Produktion unterliegt auch die Serie »Contemplationes« biografischen, gesellschaftlichen und kunstgeschichtlichen Einflüssen. Schon als Kind haben mich vom Menschen gestaltete Landschaften fasziniert. Und ich habe mich immer nach weiten, freien Landschaften gesehnt, die, anders als die Stadtlandschaft, den Blick nicht verstellen. Das ist ein wichtiger von mehreren biografischen Aspekten. Seit den 1970er Jahren habe ich das Wechselspiel Mensch – Natur sehr bewusst als gesellschaftliches Thema erlebt.

Fotografiegeschichtlich ist die Serie zwischen zwei wichtigen Strömungen der Landschaftsfotografie angesiedelt: Der idealisierenden, oft sogar pathetischen Landschaftsdarstellung der »Straight Photography« und den »New Topographics«, die Landschaften ohne jegliche Wertung in nüchtern-sachlicher Weise zeigen.

Wolf: Wie geplant entstehen Ihre Bilder?

Zerback: Die Strategie kann von Serie zu Serie, von Bild zu Bild unterschiedlich sein. Mal gibt es einen Auslöser, mal nicht. Ich suche gezielt bestimmte Landschaften für ein Bild auf, ich entdecke und fotografiere in Situationen spontan Bilder für die Serie oder ich ordne im Nachhinein aus vorhandenem Bildmaterial Bilder der Serie zu, wenn sie die konzeptionellen Voraussetzungen dafür erfüllen.

Wolf: Ist die Technik, wie diese Fotografien entstehen, ein Geheimnis, oder können Sie sie kurz beschreiben?

Zerback: Ich halte nichts davon, ein Geheimnis um Technik zu machen.  Sie ist selten die konzeptionelle Substanz eines Werkes. Die Bilder sind in analoger Technik entstanden. Sie werden auf niedrigempfindlichem Farbnegativfilm aufgenommen und dabei um circa eine Blende überbelichtet. Beim Vergrößern werden die Bilder so stark unterbelichtet, dass sie ihre helle, duftige Anmutung erhalten. Die farblichen Verfremdungen sind das Ergebnis von Farbfiltereinstellungen am Vergrößerer. Um trotz aller zurückgenommenen, pastellenen Farbigkeit eine farbliche Reinheit und Intensität zu erzielen, ist bei den gezeigten Bildformaten mindestens ein Mittelformatnegativ Voraussetzung.

Wolf: Was möchten Sie beim Betrachter Ihrer Bilder auslösen?

Zerback: Ich will die Menschen zum Hinsehen bewegen, was in unserer von Bildern überfluteten Zeit eine Herausforderung ist. Ich wünsche mir, dass meine Bilder vielschichtig genug sind, um Betrachtern eine Vielzahl und Vielfalt an Interpretationen und Emotionen zu ermöglichen. Vielleicht auch Kontemplation und Reflexion initiieren – welchen Inhalts auch immer.

Wolf: Die Serie »Contemplationes« soll noch bis auf circa 40 wachsen – warum diese Festlegung?

Zerback: Meiner Einschätzung nach birgt das Konzept das Potential für ungefähr 40 echte Varianten, ohne dass es dabei Wiederholungen gibt.

Wolf: Gibt es Fotokünstler, deren Werk sie besonders bewundern?

Zerback: Stark beeinflusst hat mich die Begegnung mit Robert Häusser. Seine Ausgewogenheit zwischen stilistischer Kontinuität und Entwicklung sowie seine Gründlichkeit bei der Entwicklung, Umsetzung und Beurteilung seiner fotografischen Konzepte haben meine Haltung auch zur eigenen Fotografie geprägt.

Wolf: Herr Zerback, ich danke Ihnen für dieses Interview.

 

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