Szene 2004

Farbenfrohe Blumenaquarelle als willkommene Frühlingsboten

Sybille Janner zeigt „Faszination Natur“ – 6. Kunstforum erstmals in den neuen Räumlichkeiten eröffnet

Über Nacht hatte sich das Krankenhaus-Casino zum Erstaunen aller in eine lichtdurchflutete Galerie verwandelt. Zur  Ausstellungseröffnung von „Faszination Natur“ kamen am Sonntagnachmittag fast hundert Kunstfreunde in den Krankenhaus-Neubau, um die Blumenaquarelle der Obersulmer Malerin Sybille Janner zu betrachten.

Es grenzt schon etwas an die vielbeschworene Ironie des Schicksals: Ausgerechnet zur Vernissage ihrer ersten Ausstellung, die auch noch in einem Krankenhaus stattfindet, konnte die Künstlerin nicht kommen, weil sie sich kurzfristig selbst in stationäre Behandlung begeben musste. Gekommen waren dagegen an die hundert Vernissagengäste, darunter OB-Stellvertreter Hans Bühler, um das 6. Kunstforum gemeinsam zu eröffnen. Darüber freute sich nicht nur Verwaltungsleiter Alexander Krahl.

Krahl nutzte die erste Ausstellungseröffnung im Krankenhaus-Neubau, um dem Initiator des Kunstforums, Dr. Martin Oechsner, für seine kontinuierliche „Kunst-Arbeit“ zu danken. Reale Blumen als Zeichen des Dankes erhielt Michaela Weise, die die Organisation des Ausstellungen professionell übernimmt. Krahls besonderer Dank galt schließlich Klaus Janner, dem Ehemann der Künstlerin, der kurzfristig eingesprungen war, die Hängung der Ausstellung übernahm und so die sonntägliche Vernissage rettete.

„Ich liebe die Natur und Harmonie, Farbe und Lebendigkeit. Diese Eigenschaften finden sich auch auf meinen Bildern wieder“, mit diesen Worten beschreibt Sybille Janner (Jahrgang 1961) ihre Motivation, zu malen. Seit sieben Jahren hat sich die Obersulmer Malerin, die auch als Gründungsmitglied des dortigen Kunstkreises aktiv ist, voll und ganz der Aquarellmalerei verschrieben.

In ihren Blumenaquarellen sah Alexander Krahl Parallelen zu dem Calwer Schriftsteller und Maler Hermann Hesse. Neben der Naturerfahrung, die den Bildern beider zugrunde liege, bilde auch das starke Einbringen der Farbe eine Gemeinsamkeit. Zudem bewiesen die Gemälde von Sybille Janner die Richtigkeit von Hesses Maxime: „Farbe ist Leben.“

Parallelen zwischen dem Kreiskrankenhaus und unserem Gesundheitssystem zog Dr. Martin Oechsner in seiner Laudatio: beide würden ständig umgebaut. Nichtsdestotrotz wolle das Kunstforum auch in unruhigen Umbauzeiten Kontinuität beweisen, unterstrich der Redner.

Oechsner freute sich, dass im Neubau endlich die Ausstellungsbedingungen – insbesondere, was die Beleuchtung der Werke angeht – stark verbessert werden konnten. Das Casino und die hellen Wände des Treppenhauses stehen nun als großflächiger Galerieraum zur Verfügung.

Die farbenfrohen Bilder Sybille Janners, die Oechsner bereits als erste Frühlingsboten ansah, steckten voller Lebensfreude. Der Malerin bescheinigte er, dass sie mit offenen Augen durch das Leben ginge, und - gleichsam wie ein Chirurg - nicht nur die Blumenblüten, sondern auch deren Wurzeln genau beobachte.

Um den Dialog  mit der Künstlerin zu ermöglichen, wird zu einem späteren Zeitpunkt ein Ausstellungsrundgang geplant.

Die nicht minder beschwingte musikalische „Rahmung“ der Vernissage übernahm der erst 14jährige Andreas Hantschel, der routiniert in die Tasten des Keyboards griff und mit Swing und Blues gute Laune zu verbreiten wusste.

„Faszination Natur“ zeigt großflächige Blumenaquarelle, die Sybille Janner in einer zupackend-lebendigen Sprache auszuformulieren versteht. Technisch gekonnt konjugiert sie die Möglichkeiten der lebhaften Aquarellfarben und scheut sich nicht davor, konträre Hintergründe zu setzen. Die zentralen, großen Blütenmotive werden gerne durch rechteckige Farbfelder und –bahnen aufgefangen, was der Gesamtkomposition Stabilität und Ausgewogenheit gibt. In Serien lotet Janner die Möglichkeiten, die etwa im leuchtenden Rot des Klatschmohns liegen, geduldig aus und zeigt sich auch bei ihrem meist mehrlagigen Farbauftrag als disziplinierte Arbeiterin. Zu den weiteren versammelten Blütenklassikern zählen Sonnenblumen, Margeriten und Tulpen.

Die Untiefen des allzu Gefällig-Dekorativen, die noch in einigen südlichen Traumlandschaften lauern, scheint die Malerin zwischenzeitlich zielsicher umschifft zu haben. Text: Peter Lahr, Billigheim-Katzental

Rhein-Neckar-Zeitung, 11. 3. 2004

 

 

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