Szene 2005

Rhein-Neckar-Zeitung, 27. 10. 2005

Strukturierte Variationen zur Farbe „Rot“

Von Peter Lahr

 

Mit einer gut besuchten Vernissage begann am Montagabend die Ausstellung von Isabell Riederer in der Volksbank Mosbach. „Projektionen – Arbeiten auf Jute, Papier und Holz“ titelt die in Hochhausen lebende Graphik-Designerin ihre aktuelle Werkschau. Über zwei Novitäten freute sich Bankdirektor Klaus Saffenreuther: erstmals werde das Steiner Haus der Volksbank zur Galerie auf Zeit und auch im Café Einstein sind drei Werke ausgestellt.

 

„Come with me, follow me“, sang Claudia Breuning, auf dem E-Piano von David Meyer begleitet, zu Beginn. Doch da hatten die meisten bereits den Weg zu dem ungewöhnlichen Ausstellungsort im Windschatten der Volksbank-Kundenhalle bereits gefunden. Vielen war es indes wie Schulamtsdirektor Jürgen Kriege gegangen, der zunächst automatisch seine Schritte zum Haupteingang der Kundenhalle gelenkt hatte.

Eben diese Novität erfreute den Hausherrn, Bankdirektor Klaus Saffenreuther, bei seiner Begrüßung. „Ein Künstler drückt sich nicht nur durch seine Werke aus, sondern auch dadurch, in welchem Rahmen, an welchen Orten er seine Bilder dem Betrachter präsentiert“, betonte er. Auch im Namen von Andreas Siebert begrüßte Saffenreuther die Kreisrätin Gabriele von Gemmingen-Gutenberg, die Bürgermeister Michael Jann und Marcus Dietrich (Haßmersheim), den Stadtrat Josef Bittler sowie den ehemaligen Mosbacher Bürgermeister Wolfgang Obermeier und Werner Zeh, den Vorsitzenden des Kunstvereins Neckar-Odenwald persönlich.

Offen für Kunst, so der Bankdirektor, sollte eigentlich jeder Mensch sein. Doch wenn die Genossenschaftsbanken seit Jahrzehnten auch Kunst der Öffentlichkeit zeigten, dann sei dies weder verdecktes Mäzenatentum oder plattes Sponsoring, sondern „Herzensanliegen dieser Bank und der Menschen in der Bank“.

Dass über Hundert Vernissagengäste am Montagabend den Weg ins Steiner Haus gefunden haben, das wertete der Hausherr als Zeichen dafür, dass die Volksbank wieder einmal zur Begegnungsstätte von Kunstschaffenden und Kunstinteressierten geworden sei, zum Ort für den Dialog.

Auch einen nicht minder passenden Ausstellungstitel hatte sich Saffenreuther überlegt. Eigentlich müsse die Ausstellung „Orte“ heißen, denn erstmals blieben die Werke auch nach der Vernissage im Steiner Haus. Als weiteres Novum zeige zudem das Café Einstein drei Bilder von Isabell Riederer.

Über das Thema „Kunst und Kommerz“ reflektierte Bürgermeister Michael Jann in seinem Grußwort. Ungeachtet der „nicht ganz glücklichen Diskussion des vergangenen Jahres“ beurteilte er das Interesse der Menschen an Kunst und Kultur als ungebrochen. Besonders strich Jann den Kontrast „zwischen der Farbigkeit der Werke und der Monotonität des Betons“ heraus – was nicht unwidersprochen blieb.

Der Laudatorin Hildgund Beichert schienen die Bilder wie geschaffen für den Raum. Sie wolle nicht verraten, was Isabell Riederer beim Arbeiten an den Bildern gedacht habe, sondern stattdessen versuchen, in ihre Bilderwelt einzudringen, betonte Beichert. Überwiegend handele es sich bei den 15 gezeigten Arbeiten um Querformate der Größe 100 x 140 Zentimeter. Als Vorlagen dienten der 1949 in Hochhausen geborenen Graphik-Designerin „altväterlich Kreideskizzen“, mit denen sie unterwegs ihre Eindrücke in dicken Skizzenheften festhalte. Zuhause entstünden die Gemälde über einen mitunter langen Prozess, der die Formen zunehmend reduziere. Wer die Skizzenvorlagen gesehen habe, der könne selbst in den Gemälden noch Türme, Säulen oder Giebelwände erkennen.

Das Spektrum der verarbeiteten Motive stamme von der heimischen Minneburg ebenso wie von Reisen Riederers nach Marokko, Griechenland und Kyrgyzstan.

Leicht macht Isabell Riederer das thematische Erschließen ihrer Arbeiten nicht gerade. Sämtliche Werke sind „Ohne Titel“. Lassen sich auf einem noch Strukturreste besagter Minneburg erahnen, so zeigen die stärker abstrahierenden Arbeiten Variationen zum Thema „Rot“. Das Verhältnis von Formen – überwiegend Rechtecke – zu Farben wird behutsam ausgelotet. Warme Rot-Töne, fein abgestuft, bringen das Grau der Wände unschwer zum Glühen. Wer allerdings die belebten Oberflächen des grau changierenden Betons schlicht für monoton hält, dem sei ein längeres Verweilen angeraten.

Das Ergebnis ist eine dekorative Kunst, die sich dem umgebenden Raum weitgehend unterordnet, jenseits der von ihr ausgehenden Farbakzente. Das Collagenartige der übereinander aufgezogenen und hintereinander gestaffelten Flächen, die häufig auf verschiedenen Bildgründen angelegt sind, verrät die versierte Hand der Graphikerin. Nur selten verbindet sich das Gesamtbild auch im Hinblick auf die Oberflächenstrukturen zu solch einer organischen Einheit wie bei Opus 5.

INFO: Isabell Riederers Ausstellung „Projektionen – Arbeiten auf Jute, Papier und Holz“ ist bis 11. November im Steiner Haus der Volksbank und im Café Einstein zu besichtigen. Geöffnet ist montags bis freitags von 8.30 bis 18 Uhr. Kunstinteressierte mögen die Klingel der „Volksbank Mosbach“ am Steiner Haus betätigen.

 

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