Berthold Steinhilber : Lightworks

Aufnahmen vom Wesentlichen

Der besondere Umgang mit dem Licht

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Berthold Steinhilber arbeitet in verschiedenen Bereichen der Fotografie: Sein Repertoire reicht von Reportagen für Stern über Geo bis hin zu Architektur-Fotografie. Trotz der Vielfalt der Themen sind seine Bilder an ihrer Intensität und an ihrem Leuchten zu erkennen. Das intensive Hinschauen oder  Dahinterschauen ist ihnen abzuspüren. Dies charakterisiert besonders die Aufnahmen der Ausstellung „Lightworks“. Die Bilder von verlassenen oder zerstörten Orten und Gebäuden scheinen nicht von außen beleuchtet zu werden – sie leuchten von innen. Wie Berthold Steinhilber diese Intensität erreicht, fragt ihn Frau Evemie Wolf, 2. Vorsitzende des Kunstvereins Neckar-Odenwald, in diesem Interview.

 

Wolf: Herr Steinhilber, als ich Ihre Bilder zum ersten Mal sah, erinnerten sie mich sofort an den berühmten Satz von Antoine de St. Exupéry „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Können Sie mit der Kamera wie mit „dem Herzen“ sehen ?

Steinhilber: Es mag sein, dass die Fotografie eine Sprache ist, die das Unsichtbare, also das, was wir nicht mit den Augen sehen können, an die  Oberfläche befördern kann. Vielleicht ist die Überzeugung und die Leidenschaft eines Fotografen hilfreich beim „An-die-Oberfläche- Befördern“.

Wolf: Das Licht oder die Beleuchtung spielt bei Ihren Aufnahmen eine besondere Rolle. Können Sie erklären, wie sie damit umgehen ?
Steinhilber: Das Licht ist bei den Lightworks das wichtigste Stilmittel, daraus entsteht eine „Lichtmalerei“. Ich sehe das endgültige Bild vor mir, bevor ich die Kamera aufbaue. Einzige Lichtquelle ist ein von Autobatterien gespeister Scheinwerfer. Mit diesem kann ich das Licht steuern und dosieren, kann die Lichtstimmung erzeugen, die zum Charakter des Motives passt. Wenn ich den Verschluss der Kamera öffne, beginnt die Beleuchtungsaktion. Je nach Objekt dauert das zwischen 30 Minuten und vier Stunden. Erst danach wird der Verschluß der Kamera geschlossen.
Wolf: Was fasziniert Sie am meisten an dieser „Lichtmalerei“ ?
Steinhilber: Als Fotograf bin ich von der Wirkung eines Bildes fasziniert. Mit Hilfe des Lichts versuche ich das Wesentliche des Objektes zu beschreiben. So wird die Stimmung erzeugt, die jedem Objekt tatsächlich innewohnt. Mein Motto ist: Atmosphären sind nicht zufällig, sie können hergestellt werden.
Wolf: Was möchten Sie beim Betrachter Ihrer Bilder auslösen ?
Steinhilber: Der Betrachter muss beim Anschauen der Fotografien ausruhen können. Sich jedes Bild genau ansehen können. Vielleicht wird er neugierig, fragt sich nach dem Warum und Wieso oder genießt auch nur das Betrachten der Fotografie. Ein Bild anzuschauen, sollte zum Vergnügen werden. Je "ruhiger" das Bild dabei ist, desto besser.
Wolf: Wie sind Sie zu dieser Art der Fotografie gekommen ?
Steinhilber: Angefangen habe ich mit kleineren Objekten. Zuerst begann ich Schlafzimmer zu beleuchten und bin dann mit stärkeren Lampen dazu übergegangen, auch größere Objekte zu beleuchten. Ich habe mit dieser Lichttechnik schon mehrere Geschichten fotografiert und überarbeite die Technik ständig. Die Themen sind unerschöpflich.

Wolf: Wie viel Anteil hat in Ihren Aufnahmen diese Technik und wie viel das „Sich-Hineinversetzen“ in ein Objekt oder einen Menschen ?

Steinhilber: Technik ist natürlich die Grundvoraussetzung für das Gelingen einer guten Fotografie. Das „Sich-Hineinversetzen“ in ein Objekt oder einen Menschen ist immer die Umsetzung der eigenen Interpretation. Wie ich eine Landschaft sehe, wie ich einen Menschen sehe, wie der Mensch auf mich wirkt. Dem Menschen wird das sicher nicht immer gerecht, bei Landschaften ist mehr Zeit, sich auf die Eigenheiten einzulassen.

Wolf: Sie haben auf Ihrer Homepage ein Zitat des Film-Regisseurs Wim Wenders vorangestellt, das ihre Arbeit treffend beschreibt. Was verbindet Sie mit ihm ? 
Steinhilber: Wim Wenders hat das Vorwort zu meinem Bildband „Geisterstädte des amerikanischen Westens“ geschrieben. Er geht darin auch auf das Wesen und das Eigenleben von Orten ein. Sicherlich teilen wir das Interesse, wie besonders Orte auf den Menschen wirken können, haben aber unterschiedliche Umsetzungsarten.

Wolf: Gibt es Fotokünstler, deren Werk sie besonders bewundern ?

Steinhilber: Den amerikanischen Fotografen O. Winston Link bewundere ich sehr, weil er einen ähnlichen Ansatz beim Umgang mit Licht hat wie ich. Außerdem hat er sein Thema mit so viel Leidenschaft umgesetzt. Das ist bewundernswert. Während meines Studiums in England habe ich zum ersten Mal ein Buch dieses Fotografen gesehen. Das war zu der Zeit, als ich mit meiner Lichttechnik für die Lightworks experimentiert habe.

Wolf: Welchen künstlerischen Auftrag hat Ihre Fotografie ?
Steinhilber: Für mich ist es wichtig, dass die Fotografie mit stillen kraftvollen Bildern eine eigenständige Sparte in der Kunst bleibt.

Berthold Steinhilber: Lightworks. Eine Fotoausstellung des Kunstvereins Neckar-Odenwald im Kreiskrankenhaus Buchen. Dauer der Ausstellung: 3. Juli bis 8. Oktober 2005 (verlängert)

 

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