Petra Lindenmeyer

Petra Lindenmeyer - „Spitze!“

 

Petra Lindenmeyer - Spitze 4

 

Altes Schlachthaus Mosbach, 24. Juli bis 4. September 2011

Im Rahmen des Mosbacher Sommers und in Zusammenarbeit mit dem Eigenbetrieb Kultur- und Fremdenverkehr der Stadt Mosbach

Vernissage am Sonntag, den 24. Juli um 11 Uhr – mit einem Gespräch mit Werner Zeh, dem Vorsitzenden des Kunstvereins Neckar-Odenwald, der Künstlerin und dem Publikum ...

 

Spitzenhäubchen, Spitzenkragen, Spitzendeckchen, Spitzenhandschuhe… manche Frau hat sie noch im Schrank, ein Erinnerungsstück an die Großmutter. In vergangenen Zeiten war die Spitze ein Luxusprodukt, ein Statussymbol für Wohlstand und Kultur (man denke an das Spitzentaschentuch in Herta Müllers Roman „Atemschaukel“, in welchem es letztes Zeichen einer kultivierten Menschlichkeit inmitten des Arbeitslagerdaseins ist). Heute verströmt Spitze den Duft von Biederkeit und „Hand-Arbeit“. Petra Lindenmeyer hat die Spitzen-Deckchen aus den Truhen hervorgeholt und sie zum Ausgangspunkt ihrer Materialbilder in dieser Ausstellung erkoren.

  

Die Kunsthistorikerin Camilla Bonath-Voelkel beschreibt Petra Lindenmeyers Vorgehensweise und Intentionen:

„Textile Materialien also bilden den Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeiten Petra Lindenmeyers – Stoffe, transparente Gewebe, Schnüre, Fäden, Folien begegnen uns in unterschiedlichen Kombinationen. Mit der Vielfalt der eingesetzten Materialien korrespondiert die der Techniken – es wird gemalt, genäht, gestickt, appliziert, fotografiert, gedruckt. Aus der Fülle entstehen Lindenmeyers vielschichtig aufgebaute Materialcollagen und Wandobjekte. Überhaupt gehört zu den augenfälligsten Eigenschaften der Arbeiten ihre Ausdehnung in die dritte Dimension. Die „Ausschweifungen in den Raum“ können dabei unterschiedlich starkausgeprägt sein...

Stets werden die Themen in Bezug auf den Menschen betrachtet. Lindenmeyers Arbeiten lassen auf ein geradezu anthropologisches Interesse schließen.

Und so ist der Mensch immanent immer in den Arbeiten Lindenmeyers zugegen – mal in seiner Gesamtheit, mal bis zur Abstraktion fragmentiert oder comicartig auf wesentliche Charakteristika menschlicher Physiognomie reduziert. Immer ist es die Kontur der Körperform, die den Menschen als solchen erkennbar macht, die Körperoberfläche hingegen bleibt durchlässig und geht in der Umwelt auf. Um ihre Botschaften zu transportieren und die Bildthemen in Begriffe zu fassen, verwendet Lindenmeyer immer wieder rhythmisierende Fäden, die die Gewebeschichten durchziehen und Wörter zeichnen…

Petra Lindenmeyer bedient sich zur Umsetzung ihrer künstlerischen Vorstellungen Techniken und Materialien, die traditionell der weiblichen Sphäre zugeordnet, mit Werten wie Disziplin, Moral, Fleiß, Häuslichkeit, Elternliebe, Ordnung und Enthaltsamkeit verbunden wurden und damit spezifisch bürgerlichen Weiblichkeitsidealen entsprachen. Sie bedient sich ihrer, ohne dabei tradierten Mustern zu folgen. Sie löst sich vielmehr von den Vorbildern und variiert und kombiniert ihre Arbeitsweisen frei, um aus einem ganz persönlichen, und damit weiblichen, Blickwinkel, aktuelle – psychosoziale, kulturelle und politische – Themen zu reflektieren. Jedes Deckchen, jede Stickerei, jedes genähte Stück zeugt dennoch implizit vom Fleiß und der Arbeit einer Frau und verweist damit auf die ihr Jahrhunderte lang zugewiesenen Rollen …Die Faszination und der Spannungsreichtum der Arbeiten von Petra Lindenmeyer speist sich nicht zuletzt aus diesem Kontrast von historisch befrachteter Technik und zeitgenössischen, zum Teil brisanten Themen. Das Material bildet den Ausgangspunkt des künstlerischen Schaffens, nie jedoch erscheint es nur um seiner selbst willen. Vielmehr stellt es für die Künstlerin das jeweils adäquate Mittel dar, ihre vielschichtigen Inhalte und Botschaften zu transportieren.“

 

Mehr Informationen zur Künstlerin auf ihrer Website www.lindenmeyer.com

 

Presse

Rhein-Neckar-Zeitung, 29. Juli 2011: Die „Ausquetschung“ ist bis heute aktuell - Ein Bericht von Peter Lahr hier klicken

 

 

 

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