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Anselm Kiefer im Alten Schlachthaus

Mosbach. (pl) Eine Ausstellung mit überregionaler Bedeutung öffnet am Sonntag den 25. August um 11 Uhr ihre Pforten. Anselm Kiefers Arbeiten „Jakobs Traum“ werden erstmals im Kunstverein Neckar-Odenwald öffentlich gezeigt. In das Werk des umstrittenen deutschen Gegenwartkünstlers führt Prof. Dr. Klaus Gallwitz, ehemaliger Direktor des Frankfurter Städel-Museums ein.

Kunstvereinsvorsitzender Werner Zeh ist „glücklich“. Durch das Entgegenkommen eines Privatsammlers gelang es, eine der spannendsten Ausstellungen nach Mosbach zu holen. Denn was passe besser zu den Heimattagen, als die Arbeiten eines der profiliertesten deutschen Gegenwartkünstlers, der zwanzig Jahre in der Region lebte und arbeitete, fragte der Ausstellungsleiter im Rahmen einer Pressekonferenz. Zeh, der Kiefer erstmals 1971 in seiner Buchener Galerie begegnete, hätte sich jahrelang schon glücklich geschätzt, eine einzige Kiefer-Arbeit ausstellen zu können. Dass jetzt gar ein Ausschnitt aus einer ganzen Werkphase zu sehen ist, dazu in einem „idealen Raum“, darüber freut sich Zeh ganz besonders.

Alle gezeigten Arbeiten entstanden in den Jahren 1988/89 in Kiefers Atelier in Buchen. Die Ausstellungshalle mit ihren charakteristischen Eisenträgern bildet für Zeh einen „idealen Raum, um die Arbeiten Kiefers aufzunehmen.“  Denn diese wirken durch ihre Größe und ihre Materialität. Zusammen mit dem Sammler will Zeh „sparsam mit dem Raum umgehen“, um so den Kunstwerken genug Raum zum Wirken zu geben.  „Jakobs Traum“ zeigt keine vollständige Retrospektive sondern vertieft einen Ausschnitt aus dem umfangreichen Schaffen des Künstlers.

 Mit Prof. Gallwitz als Laudator konnte „die Kiefer-Kapazität im deutschen Raum gewonnen werden“, so Zeh weiter. Zwar erwartet er „keine Busladungen voller Kulturtouristen,“ wie an anderen Ausstellungsorten im Ländle, dennoch ist er gespannt, wie viele Kunstinteressierte in den kommenden Wochen den Weg ins Alte Schlachthaus finden werden. Voranfragen aus Norddeutschland lassen die überregionale Bedeutung der Ausstellung erahnen.

Anselm Kiefer, 1945 in Donaueschingen geboren, gilt neben Jörg Immendorf, Markus Lüpertz, Sigmar Polke und A. R. Penck zu den international beachteten Stars der postmodernen deutschen Kunstszene. Er studierte 1966 bis 1970 an der Karlsruher Akademie bei Horst Antes und Peter Dreher. Bis 1972 war er Beuys-Schüler in Düsseldorf. Bereits sein erstes großes Werk irritiert und provoziert 1969 - mit der politisch wenig korrekten Fotoserie „Besetzungen“. 18 Fotos zeigen den Künstler mit dem sogenannten deutschen Gruß vor touristischen Sehenswürdigkeiten in Italien. Dass das gewählte Pathos spätestens bei dem Auftritt des Künstlers im Patchworkkleid schnell ins Groteske umkippt, wird von der Kritik nicht immer gesehen. Seit 1971 in Hornbach bei Buchen wohnhaft, beschäftigt sich Kiefer auch in der Malerei mit deutschen Themen, ihrer Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus und ihrem Weiterleben bzw. ihrer Tabuisierung nach 1945. Heftige Kontroversen löst Kiefers Beitrag an der Biennale in Venedig 1980 aus. Acht Jahre später erwirbt der Künstler das Gelände der ehemaligen Ziegelei in Höpfingen bei Buchen, um dort sein umfassendes Projekt „Zweistromland“ zu realisieren. Nach einer Einzelausstellung in der Nationalgalerie Berlin 1991 sowie der Präsentation seiner „Bücher“ in Tübingen, München und Zürich verlässt Kiefer Deutschland. Nach Reisen durch Indien, Mexiko, China und in die USA findet Kiefer in der Provence eine neue Wirkungsstätte. Am Fuße der Cevennen erwirbt er das 35 Hektar große Gelände „La Ribaute“, das er in ein begehbares Gesamtkunstwerk verwandelt; mit Gewächshäusern, Archiven, Material- und Bildspeichern, unterirdischen Gängen und Kammern. In Deutschland hat er seitdem lange nicht mehr ausgestellt. Erstmals zeigte die Fondation Beyeler bei Basel 2001 wieder Werke Kiefers im deutschsprachigen Raum.

Mittlerweile schuf Kiefer eine Vielzahl in sich geschlossener Werkgruppen, die sich mit menschlichen Grunderfahrungen auseinander setzen: Mythos, Natur, Geschichte. Hierbei fliessen Motive der jüdischen Kabbala ebenso in sein Werk wie Maos Kulturrevolution oder die Symbole der Rosenkreuzer.

Die Ausstellung „Jakobs Traum“ ist ab 25. August bis zum 29. September 2002 im Alten Schlachthaus zu besichtigen.

 

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