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Musikalische Weltreise machte Station im Kunstverein

Neue Musik des Mosbacher Komponisten Mohamed Afifi

Mosbach. (pl) Zu einer ungewöhnlichen Konzert-Matinée im Rahmen der Heimattage und des Mosbacher Sommers begrüßten Andrea Zorn und Werner Zeh gut achtzig Gäste im Alten Schlachthaus. Vor der Kulisse der aktuellen Ausstellung des Kunstvereins entführte der Mosbacher Komponist Mohamed Afifi zusammen mit acht Musikern in ein Land „zwischen den Welten und mittendrin“. Kompositionen aus den vergangenen neun Jahren verbanden spannungsreich die Wurzeln der alten Heimat Ägypten mit den Eindrücken seiner Wahlheimat Mosbach.

Andrea Zorn vom Eigenbetrieb Kultur und Fremdenverkehr freute sich, den „einzigen Mosbacher Komponisten“ als Vermittler „zwischen der Bildenden Kunst und der Musik“ gewonnen zu haben. Denn was könnte besser zu der Ausstellung „Aktuelle Kunstszene in der Region“ passen, als dieser „hör- und sichtbare Kunstgenuss“ , fragt Werner Zeh, Vorsitzender des Kunstvereins Neckar-Odenwald. Der gesamte Innenraum gleicht einer riesigen Installation. Vor den Bildern stehen Musikinstrumente im Raum verteilt. Hier ein Klavier, dort, neben der Installation von Ingolf Jännsch wächst ein Schlagzeug aus dem Boden. Vibraphon und Computer warten ebenso geduldig auf ihren Einsatz, wie hinten die Gitarristin und die Geigerin. Auf eine feste Bestuhlung hatte man bewusst verzichtet. Die Zuhörer stehen „mittendrin“ in, bzw. auf der Bühne. Je nach  Musikstück bewegt sich das Publikum weiter auf seiner Reise durch den Raum.

Mohamed Afifi eröffnet das Konzert mit „La Mer“, einem Klaviersolo, das seine klassischen Wurzeln nicht verbergen will. Lautmalerisch plätschern die Wellen in den Raum, nehmen an Heftigkeit zu und erinnern schließlich „an das ungebärdige Meer“ vor den Toren Alexandrias, der Stadt der Kindheit. An ein klassisches Kammermusikensemble erinnert die Besetzung des Stückes „WoDu“. Beate Emmerling (Gitarre), Hagar Afifi (Spinnet), Susanne Maurer (Violine) und Magdalena Afifi (Blockflöte)  entwickeln zunächst harmonische Melodien, die zunächst minimal variiert, dann in neue, gebrochene Rhythmen überführt werden. In „Zeffiroso“ lässt Vibrafonist Jörg Mühleck den Südwind die ganze Bandbreite seines Instruments entdecken. Erst leise pfeifend, erhebt er sich bald schon in sphärische Höhen, entwickelt ein starkes Volumen, bevor er wieder sanft die Landschaft – und die Ohren der Zuhörer streichelt. Ein Zwiegespräch der besonderen Art entwickelt sich in „ArEu“ zwischen Blockflöte und Schlagzeug. Scharfe Beckenwirbel erinnern an Wüstenwinde, durch die sich mühsam die Klänge der Hirtenflöte Gehör verschaffen. Ungewöhnliche Rhythmen und Klänge entlockt Martin Hermann seiner Batteria, bevor die beiden zu einem gemeinsamen Gespräch zusammen finden. Das verläuft zwar nicht immer harmonisch, doch beide ergänzen sich prima, wie das bei so verschiedenen Partnern zu erwarten ist. Da schwere, behäbige Schlagzeug, in das die tänzelnde Flöte Melodien webt, plötzlich finden sie zusammen und lassen einen Tanz entstehen, bevor sie wieder auseinander gehen. Weiter geht die Reise. Äußerst präzise und konzentriert, der Vortrag von Christian Roos (Klavier) und Alexander Monsch (Trompete). „Pink Panzer“, eine vielfach gebrochene Moritat, lässt vereinzelt aus ihrer Glut Funken der rosaroten Wildkatze aufleuchten.

Als Höraufgabe stellt Afifi seinen elektronischen „Technogarten“ vor: „Versuchen Sie herauszufinden, welche bekannten Volkslieder aus meiner neuen Heimat Odenwald Sie hören.“ Das Publikum machts gerne. An einem kraftvollen Sommermorgen schreitet der Gartenherr durch sein Reich, in dem die Vögel nur so jubilieren. Erinnerungen an Drehorgeln und Jahrmarktskarusselle steigen auf. Donnernder Applaus beendet das Stück. Bei der Zugabe – der gewünschten Wiederholung des Stückes - zeigt manches Lächeln das Erkennen der vier Volksweisen an.

Neun Musiker entführten aufs vortrefflichste in die Weiten von neun Jahren Komposition. Manch Hörer wäre noch gerne weiter zwischen Morgen- und Abendland gewandelt. Nicht nur an einem derart verregneten Augustsonntag.

 

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