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Von der Struktur in der Natur

Von Michaela Adick

Gruppenausstellung des Kunstvereins Neckar-Odenwald im Hagenbucher Heilbronn

Stramm liegen sie beieinander, in Reih und Glied. Eng eingefasst sind sie, die spierigen Holzstämme. Eine metallene Rahmung soll Ordnung in die Natur bringen. Dumm nur, dass sich die Natur partout nicht reglementieren lassen will: Äste brechen aus, suchen sich ihren Weg in die Freiheit, in ein nicht geordnetes, chaotisches System. Eins zu Null für die Kraft der Natur heißt es schließlich im raumgreifenden Naturlinienobjekt des Kunstpädagogen Ingolf Jännsch.

Neben Jännsch präsentieren sich auf zwei Etagen im Hagenbucher Heilbronn 23 weitere Mitglieder des 1977 gegründeten Kunstvereins (KV) Neckar-Odenwald. Eingeladen hatte der Künstlerbund Heilbronn, der bereits drei Mal in Mosbach ausgestellt hat. Thema der Gruppenausstellung ist das Spannungsfeld von "Natur-Struktur" zu dem die Künstler um den KV-Vorsitzenden Werner Zeh zum Teil höchst eigenwillige Ansätze präsentieren.

Da ist etwa die Schmuckdesignerin Ulrike Thiele, die sich unter anderem mit einem Ball-Ungetüm aus Peddigrohr vorstellt. Trocken gebogen, mit Draht verbunden, geht sie an die Grenzen dessen, was so eben noch mit dem fragilen Material möglich zu sein scheint. Wie weit darf ich gehen, fragt sie sich, soll der Ball nicht von seiner eigenen Struktur erdrückt werden?

Eine konkretere Versuchsanordnung stellt Rolf Fahrbach in seiner Bodeninstallation zur Diskussion. Fahrbach zeigt ein geschlossenes System, bestehend aus einem Glaskubus, in dem sich mit Rapssamen gefüllte Reagenzgläser befinden. Ein imaginärer Stromkreislauf führt zu weiteren Reagenzgläsern, in denen, wie in einer Flaschenpost, die ebenso geheimnisvoll wie rudimentäre Botschaft "Tat, Wort, Liebe, Geist und Glaube" verborgen ist. Elfriede Pflumm dagegen arbeitet bevorzugt mit Alltagsgegenständen, die sie dem bekannten Kontext entzieht. In einer ihrer Arbeiten verwendet sie etwa sorgfältig geleerte, später teilweise wieder partiell aufgefüllte Teebeutel, die sie zu langen stoffähnlichen Planen reiht. Die gewachsten Nähte sorgen für eine auffällige Struktur.

Mit Gertrude Reum zeigt der Kunstverein schließlich eine Künstlerin, die sich seit einigen Jahren mit Chromnickelstahl auseinander setzt, einem besonders schwierig zu bearbeitenden Material, einem "Material für die Ewigkeit", wie Reum es nennt. Dreidimensional gebogen, streben die schmalen Rohre auf, gebündelte Kräfte, die sich in der Ewigkeit kreuzen.

Informationen: Hagenbucher Heilbronn, Kranenstraße 14. Bis 26. September. Dienstag bis Samstag 16 bis 20 Uhr. Sonntag 11 bis 18 Uhr. Am ÄSonntag, 26. September, 16 Uhr, findet ein Künstlergespräch statt.

Heilbronner Stimme, 21.09.2004

 

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