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Kiefer im Alten Schlachthaus

Drei großformatige Objekte des weltberühmten Künstlers zu sehen

Zum Landesjubiläum ist dem kleinen Kunstverein Neckar-Odenwald ein großer Coup gelungen: In seinem Domizil im Alten Schlachthaus in Mosbach zeigt er vom 25. August bis 29. September Arbeiten des Künstlers Anselm Kiefer. Die drei großformatigen Objekte Objekte "Jacobs Traum", "Der Berg ruft" und "Engel der Geschichte" und die zwei Bilder stammen aus einer privaten Sammlung. Sie sind in den Jahren 1988 und 1989 im Buchener Atelier von Kiefer entstanden.

Anselm Kiefer gilt als einer der bedeutendsten Maler der gegenwärtigen Kunstszene. In Deutschland umstritten, haben seine Objekte und Malereien vor allem in den Vereinigten Staaten und in Japan in der Vergangenheit Höchstpreise erzielt. Dass der Kunstverein jetzt in Mosbach Kiefer-Werke ausstellen kann, ist einem Privatsammler zu verdanken, der der Idee des Vorsitzenden Werner Zeh positiv gegenüber stand und die Objekte für die Schau zur Verfügung stellte. Die lichte Halle des Alten Schlachthauses im Mosbacher Stadtgarten ist nach Ansicht von Zeh vorzüglich geeignet, um die Einzigartigkeit der Arbeiten von Kiefer zu zeigen.

Anselm Kiefer, 1945 in Donaueschingen geboren, war 1971 nach Hornbach bei Walldürn gekommen. Hier entstanden die "Dachboden-Bilder", mit denen er bekannt wurde und wegen derer vermeintlichen Nähe zu ästhetischen Motiven und Inhalten des Nationalsozialismus er heftig angegriffen wurde.

In der frühen Werkphase - die letztmals bei einer Ausstellung in der Fondation Beyeler in Basel dokumentiert wurde - manifestierten sich Kiefers Grundthemen: Weltgenese beim Durchwandern von Raum und Zeit, von Kulturen, von Identitäten und Materialien. Kiefer hat dazu anfangs Motive aus der nordischen Mythologie verwendet, später thematisierte er ebenso die jüdische Kabbala, wie Mao und die Kulturrevolution oder die Mystik der Rosenkreuzer.

In seinem Atelier in Buchen schuf Kiefer in den 80-er Jahren seine großformatigen Werke, in denen er mit Materialien wie Blei, Stroh, Sand und Erde arbeitete. Bekannt wurde beispielsweise die Monumental-Installation "Zweistromland", ein Regal mit erdrückenden Bleifolianten.

Kiefer verließ 1991 den Odenwald, nachdem sich sein Projekt einen Kunstparks "Zweistromland" nicht verwirklichen ließ. Er wollte zuerst in der alten Ziegelei in Höpfingen, später bei der Jungviehweide in Buchen ein begehbares Gesamtkunstwerk entstehen lassen.

Zur Zeit entsteht auf dem Gut La Ribaute in Barjac, am Fuß der französischen Cevennen, ein Ateliergelände mit einem weit verzweigten System von Gewächshäusern, Archiven, Material- und Bildspeichern, unterirdischen Kammern und Gängen, die seinen Werken als Aufbewahrungsort dienen. Das Projekt spiegelt den Werkkosmos des Künstlers wider und sein Bedürfnis, größere Zusammenhänge und den Inhalten angemessene Arrangements zu schaffen. Diese nunmehr verwirklichte begehbare Gesamtkunstwerk will Kiefer später für das Publikum öffnen.

Kiefers Kunst hat sich mittlerweile thematisch ausgeweitet und umfasst eine Vielzahl von in sich geschlossenen Werkgruppen, die sich mit grundsätzlichen Erfahrungen der menschlichen Existenz beschäftigen, mit Mythos, Natur und Geschichte. Trotz dieser Orientierung in weiteren Zusammenhängen - eine große Zeitung titelte ihren Bericht über die Ausstellung in Basel "Vom Dachstuhl in den Kosmos" - ist Kiefers Werk weiter umstritten.

Die Ausstellung in Mosbach kann keine Werkschau sein, wie sie im vergangenen Jahr in der Fondation Beyeler in Basel zu sehen war, betont Kunstvereins-Vorsitzender Werner Zeh. Sie kann allenfalls einen Ausschnitt seines Schaffens zeigen - zumal die Halle des Kunstvereins mit den drei Objekten schon beinahe an der räumlichen Grenze angelangt ist. Stolz ist Werner Zeh, selbst Künstler, auf seine kleine Schau dennoch: Die letzte Kiefer-Ausstellung in Deutschland fand noch vor seinem Umzug im Jahr 1991 in der Nationalgalerie Berlin statt.

Eröffnet wird die Ausstellung im Alten Schlachthaus in Mosbach am Sonntag, 25. August, um 11 Uhr mit einer Einführung durch Klaus Gallwitz, den ehemaligen Direktor des Frankfurter Städel-Museums und einer der besten Kenner von Kiefers Werk. Sie ist bis zum 29. September jeweils donnerstags, samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, außerdem am Wochenende der Heimattage (6. bis 8. September) freitags von 14 bis 18 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt zu der Ausstellung "Jakobs Traum" ist frei. Str


© Fränkische Nachrichten   –   21.08.2002

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