Pressearchiv 2004

Haus und Gefäß auf vielfältige Weise verbunden

Kunstverein zeigt Skulpturen von Werner Pokorny

Mosbach. Monumental, schwarz und stumm standen die 15 Skulpturen am Sonntag zwischen rund 100 plaudernden Vernissage-Gästen und Ausstellungs-Organisatoren. Der Kunstverein Neckar-Odenwald zeigt noch bis zum 9. September im Alten Schlachthaus neue Plastiken von Werner Pokorny. Eine weitere Arbeit wurde vor der Alten Mälzerei aufgestellt, um auch hier einen kleinen Einblick in Pokornys Schaffen zu geben und natürlich zum Besuch der Ausstellung im Schlachthaus einzuladen.

Über den großen Zuspruch zur Eröffnung der wahrscheinlich bedeutendsten Ausstellung des Jahres freute sich der Kunstvereinsvorsitzende Werner Zeh. In seiner Begrüßung stellte er kurz das Domizil des Kunstvereins, das mit viel Eigenleistung renovierte Industriedenkmal "Altes Schlachthaus" vor, das den ausstellenden Künstlern viele Möglichkeiten gebe, den Raum in seine Präsentation einzubeziehen.

Dass gerade die schwarzen Holzskulpturen Pokornys in einem faszinierenden Bezug zu dem hellen, lichten Raum stehen und im leeren Gebäude am besten wirken, bewiesen die Gäste auf Bitten von Werner Zeh mit einer kleinen "Performance": Alle verließen den Raum durch das Kulturcafé, um um das Gebäude herum zu gehen und von außen durch den großen Ausstellungseingang auf den spannungsvollen Kontrast zwischen dem Schwarz der Kunst und dem Weiß des Raums zu blicken.

Der Landtagsabgeordnete Gerd Teßmer dankte dem Kunstverein und allen, die dafür sorgen, dass Kunst auch im ländlichen Raum einen Platz habe. Mit Blick auf den Referenten, den Direktor des Heidelberger Kunstvereins Hans Gercke und den seit 1998 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart lehrenden Künstler Werner Pokorny, freute sich Teßmer, dass die Kunst "aus der Residenz aufs Land kommt".

Mosbachs Bürgermeister Michael Jann begrüßte Werner Pokorny "zurück an der Stätte seines ersten Wirkens". Der bedeutende Plastiker war 1949 in Mosbach geboren worden und studierte ab 1971 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, wo er in späteren Jahren auch eine Gastprofessur inne hatte.

An vergangene, gut besuchte Heidelberger Pokorny-Ausstellungen und vergriffene Kataloge erinnerte Direktor Hans Gercke in seiner Einführung. Begonnen habe Pokorny mit eher filigranen Objekten, heute zeigten seine Plastiken moderate bis monumentale Größe. Wenig verändert seien die Motive: Haus und Gefäß tauchten schon in frühen Arbeiten auf. Im Haus sah Gercke sowohl Elemente des Bewahrens, Beschützens, des Öffnens und Verschließens als auch das Moment des Einengens und des Erstarrens. "Hinein- ebenso wie hinausgehen ist denkbar".

Ähnliches gelte für das archaische Motiv des Gefäßes: Man kann es auffüllen und ausschütten. Statik und Bewegung, Veränderung stecke in beiden Motiven. In seinen Werken, die Haus und Gefäß verbinden, habe Pokorny aus diesen beiden einfachen "Vokabeln" eine komplexe Syntax entwickelt. "Es geht um das Sammeln und Festhalten. Dahinter steht die Frage: Was können wir eigentlich bewahren?" interpretierte Gercke.

Eine zusätzlich Dimension bekommen die sowohl brutal als auch sensibel mit der Kettensäge aus Holz geschnittenen Skulpturen durch das Feuer. Pokorny bearbeitet die fertigen Skulpturen mit dem Schweißbrenner, anschließend werden die Objekte gebürstet. Zu der natürlichen Holzmaserung kommen dadurch die typischen Risse und Verwerfungen des Verbrannten. "Aus dieser potenziellen Zerstörung entsteht etwas Neues", so Gercke.

Nicht zuletzt wies Gercke die dicht gedrängt stehenden Besucher auf die menschenähnlichen Dimensionen der im Raum verteilten schwarzen Skulpturen hin. "Man sieht sie kaum, weil sie mitten unter Ihnen stehen". Bemerkenswert sei auch, dass das Gefäß immer unten, das Haus oben sitze: "Organisches unten, Konstruktives oben".

Zum ersten Mal, so Gercke, werden mit der jetzt eröffneten Ausstellung Arbeiten des "fast kann man sagen verlorenen Sohns Werner Pokorny" in Mosbach gezeigt. Mit Blick auf die vor der Mälzerei aufgestellte Cortenstahl-Skulptur erinnerte Gercke an vergebliche Versuche, im Rahmen der zurückliegenden Landesgartenschau ein Pokorny-Objekt dauerhaft nach Mosbach zu holen. Vielleicht sei es möglich, jetzt diese Skulptur in der Stadt zu behalten.

Die Ausstellung im "Alten Schlachthaus" im Mosbacher Stadtgarten ist bis 5. September donnerstags, samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Informationen über weitere Projekte des Kunstvereins gibt es unter www.kunstverein-neckar-odenwald.de.


Sabine Braun, Fränkische Nachrichten,  27.07.2004

 

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