Pressearchiv 2006

Rhein-Neckar-Zeitung, 19. 9. 2006

Eine experimentierfreudige „Grundlagenpoetin“ bekennt Farbe

Birgit Sommer zeigt im Kunstverein „Begegnung - Spuren – Strukturen“ – Beswingte Vernissage mit 100 Gästen

Von Peter Lahr

Die letzte Ausstellung der Saison widmet der Kunstverein Neckar-Odenwald im Alten Schlachthaus der Mosbacher Künstlerin Birgit Sommer. Die Vernissage der „Begegnung - Spuren - Strukturen“ getitelten Schau am Sonntagvormittag bot einige Besonderheiten. Begonnen mit der erfreulichen Besucherzahl von 100 Kunstinteressierten über die mitreißende Live-Musik von „Take Four“ bis hin zum aufwändigen Katalog mit einem Text von Cornelia Kleyboldt und Fotos von Tim Krieger.

„On the Sunny Side of The Street“ lockten Ralf Gramlich (Trompete), Ralf Köhler (Gitarre), Horst Beck (Kontrabass) und Sascha Larch (Schlagzeug) von „Take Four” nicht nur zu Beginn der Vernissage. Auch nach dem offiziellen Teil sorgten sie für erfreulichen Schwung und angenehme Schwingungen im Alten Schlachthaus. Kein Wunder, dass zahlreiche Besucher länger als sonst beim Betrachten der Werke verweilten.

Zu den Gästen, die OB Michael Jann begrüßte, zählten der ehemalige Bürgermeister Wolfgang Obermeier sowie die beiden ehemaligen Landtagsabgeordneten Manfred Pfaus und Gerd Teßmer. Beeindruckt zeigte sich das Stadtoberhaupt von der Vielfalt der gezeigten Werke.

Prof. Dr. Volkhard Wolf, zweiter Vorsitzender des Kunstvereins, hielt die Laudatio. Seit ihrer ersten Einzelausstellung in der Sparkasse Osterburken (1992) habe Birgit Sommer  einen sehr persönlichen Weg in der modernen Kunst eingeschlagen. Im Kunstverein, dem sie seit 12 Jahren angehört, gehört sie dem künstlerischen Beirat an.

Die Ausstellung „Begegnung“ belege die große Experimentierfreudigkeit Sommers, betonte Prof. Wolf. Sie selbst bezeichne ihre Herangehensweise als „ernsthaftes Spielen“. Eine zunehmende Bedeutung der Struktur sah der Laudator in den neueren Werken: „Entstanden sind so Arbeiten, die auf stille Weise lebendig sind. Unaufdringliche Arbeiten, denen man Zeit geben sollte.“ Mit Bildbetrachtungen setzte Prof. Wolf seine Rede vor den Gemälden fort.

Wenn die Cornelia Kleyboldt in ihrem Katalogbeitrag Birgit Sommer eine „Grundlagenpoetin bildnerischen Schaffens“ nennt, dann beschreibt sie damit die prozesshafte Entstehung der Gemälde und Objekte. Ihre künstlerische Ausbildung erfuhr Birgit Sommer an der Kunstschule Khan-Leonhard in Schluchsee und an der Europäischen Kunstakademie Trier.

„Tanz im Rot“ zählt zu den raffiniertesten Arbeiten. In lebhaftem, freiem Spiel gruppieren sich über drei horizontale Farbfelder biomorphe Formen - mal nur als monochromer Umriss erkennbar, mal als fein ausformulierte, fiktive Naturbeschreibung. Darüber legt Birgit Sommer zierliche Liniennetze, die das Gemälde in einen flimmernden Fokus verwandeln. Das Auge des Betrachters wird davon magisch angezogen. Wie es sich für eine Inselidee gehört, findet sich bei „Juist“ eine stärkere Trennung zwischen zwei Flächen, die Wasser und Land darstellen könnten. Auch das nuancenreiche Grünblau legt eine solche Deutung nahe.

Der sprechende Titel „Dienstag regnets“ vermittelt dem Betrachter das Gefühl des Zur-Ruhe-Kommens mittels lebhafter Strukturen in feinen Grauabstufungen, die auch geheimnisvolle Kreise ziehen dürfen.

Elemente filmischer Sequenzen besitzt „gespannt“. „Take8“ ist weder eine Verballhornung des Bandnamens, noch hat es etwas mit dem Jazz-Standard „Take Five“ zu tun. Acht zylindrische Formen hat Birgit Sommer gestaltet, indem sie die Rinde von Baumstämme in rhythmischer Abstufung mit Graphitstiften abpauste. Schon die guten alten Surrealisten erzielten mit der Frottagetechnik erstaunliche Ergebnisse. Birgit Sommer sattelt noch eins drauf, indem sie durch das Aufrollen auf geradezu abstrakte Art und Weise an die ursprüngliche Naturform erinnert.

Info: Die Ausstellung „Birgit Sommer: Begegnung - Spuren – Strukturen“ ist bis 15. Oktober im Alten Schlachthaus in Mosbach zu sehen. Geöffnet ist donnerstags, samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

 

Blick in die Ausstellung, Foto: Tim Krieger

 

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