Pressearchiv 2009

Rhein-Neckar-Zeitung, 1. April 2009

Im Spannungsfeld der Stelen

Rotraud Hofmann zeigt im Kunstverein „Mehrteilige Steinarbeiten“ – Sponsoren für Heizung gesucht

 

Von Peter Lahr

 „Die Ausstellung ist für mich ein Spagat“, betonte Rotraud Hofmann am Sonntagvormittag. Mit der Ausstellung „Mehrteilige Steinarbeiten“, die die neue Saison des Kunstvereins Neckar-Odenwald im Alten Schlachthaus einläutet, möchte die Bildhauerin einerseits Bezüge setzen zu ihren Stelen, die seit der Landesgartenschau den Lorettopark zieren, andererseits sich mit dem Galerieraum selbst auseinandersetzen.

Dass der künstlerische Spagat geglückt ist, davon konnten sich bereits die Vernissagengäste überzeugen, darunter Landrat Dr. Achim Brötel und Oberbürgermeister Michael Jann.

Drei Stelen, also freistehende Pfeiler, wie sie seit der Antike für Grabmäler oder als Fruchtbarkeitssymbole verwendet wurden, und denen man in unseren Breitengraden gerne in Form von Grenzsteinen begegnet, bilden im Alten Schlachthaus ein klug ausbalanciertes Kraftfeld. Dass Rotraud Hofmanns Spektrum hier von einem knallharten, in kykladischem Weiß strahlenden Lasamarmor bis zu einem organisch warmen, rotbraunen persischen Travertin reicht, belegt Nuancenreichtum im Werk sowie Achtsamkeit der Künstlerin gleichermaßen.

„Die Aufgabe, die sich ein Kunstverein stellen muss, besteht nicht in erster Linie in der Bestätigung des künstlerisch bereits Gesicherten, sondern in der Auslotung des im Wortsinne Frag-Würdigen“, unterstrich Vorsitzender Werner Zeh. Als Kenner von Hofmanns Œuvre outete sich Laudator Prof. Hans Gercke. Gehörte der langjährige Vorsitzende des Heidelberger Kunstvereins doch auch dem Kuratorenteam des LGS-Skulpturenparks an. „Kunsthauer haben es schwer“, unterstrich Prof. Gercke. Zumindest im Vergleich zu ihren malenden und zeichnenden Künstlerkollegen. Habe es vor zehn Jahren noch Stimmen gegeben, die den brachialen Umgang mit einem uralten Material im Medienzeitalter für überholt hielten, so erlebe dieser Tage die bis in die Steinzeit wurzelnde Kunst der klassischen Bildhauerei eine Renaissance. Rotraud Hofmann, die von 1960 bis 1966 an der Stuttgarter Akademie studierte, habe ausgeharrt und könne nun von dem neuen Interesse profitieren. Fand Prof. Gercke auf unseren Friedhöfen manch Beispiel „für erschreckende Vergewaltigungen von wunderbaren Steinen“, so attestierte er Rotraud Hofmann, dass sie sich der ästhetischen Verantwortung stelle, die Arbeit der Natur mit ihrem künstlerischen Wirken fortzusetzen. In Hofmanns Stelen erkannte der Redner Proportionen, die ihn an menschliche Figuren gemahnten. Die Positionierung der Stelen im Parkkontext zeige, dass die Künstlerin auf einen kommunikativen Zusammenhang wert lege. Architektonische Qualitäten sah Gercke bei den Bodenarbeiten. An zyklopisches Mauerwerk erinnerten ihn die mehrteiligen Arbeiten, die wie puzzleartig zusammengesetzt wirkten. „Mind the gap!“, der Ratschlag, der Londoner U-Bahn-Nutzern beim Verlassen der Wagen gegeben werde, gelte auch bei den sich öffnenden Arbeiten Hofmanns: „Achten Sie auf den Zwischenraum!“

Den Täter ziehe es eben immer wieder an den Tatort zurück, scherzte OB Michael Jann in seinem Grußwort. Angesichts der Raumtemperatur verwies er auf einen aktuellen Gemeinderatsbeschluss und versprach: „Wir werden für eine Heizung des Kunstvereins Geld in die Hand nehmen.“ Birgit Sommer, neue stv. Vorsitzende des Kunstvereins hörte diese Neuigkeit gerne und unterstrich: „Die Eigenleistung des Kunstvereins ist nur mit Hilfe von Sponsoren möglich. Wir hoffen auf Kunstfreunde und Förderer, die das Projekt auch mit kleinen Spenden unterstützen.“

 

 

 

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