Szene 2004

Die Magie der Bewegung und die Schönheit der Geschwindigkeit

Regionale Schulkunstausstellung im AOK-KundenCenter eröffnet – „Stillstand gibt es nicht“ – 18 Schulen des NOK beteiligt

Eine überaus bewegte und bewegende Vernissage erlebten am Montagnachmittag gut 70 Gäste im Mosbacher AOK-Kundencenter. Nicht nur die 120 ausgestellten Objekte untersuchten das Thema „Bewegung“ von den verschiedensten Blickrichtungen aus, auch die Vernissagengäste selbst durften sich in Bewegung setzen, um im Obergeschoss die überaus bewegte Vorführung der „Turbo Street Breakers“ mitzuerleben und sie mit reichlich „bewegten Händen“ zu goutieren.

Hausherr Wolfgang Feist, Stv. AOK-Geschäftsführer, konnte unter den Gästen reichlich Prominenz aus Schule und Politik begrüßen, die sich ebenfalls in Bewegung gesetzt hatte, um die Ausstellung gemeinsam zu eröffnen. Grußworte überbrachten die beiden Landtagsabgeordneten Peter Hauk und Gerd Teßmer sowie OB Gerhard Lauth. In die Ausstellung führte Beate Wieland, Referentin für Schulkunst im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, ein. Schulamtsdirektor Jürgen Kriege sprach „tief bewegt“ das Schlusswort.

Mit ihrer atemberaubenden Breakdance-Vorführung zeigten die sechs Jungs von den „Turbo Street Breakers“ ihre ganz persönliche – und hoch akrobatische -Interpretation des Schulkunst-Themas „Bewegung“.

18 Schulen der verschiedensten Schularten aus dem gesamten Neckar-Odenwald-Kreis (siehe Informationskasten) hatten sich an dem jährlich ausgeschriebenen Schulkunstwettbewerb beteiligt. Die Kunst-Fachberater Elvira Hamleh, Roland Ohnhäuser und Winfried Schmidt sichteten die zahlreichen eingereichten Arbeiten und stellten daraus die aktuelle Ausstellung zusammen.

Da die Beschäftigung mit Kunst unser Lebensgefühl steigere und damit das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit, war es für Wolfgang Feist von der AOK klar, dass seine „Gesundheitskasse“ ihre Räumlichkeiten für die Präsentation zur Verfügung stellte. Bewegung bilde in der Schule eine viel zu wichtige Angelegenheit, um sie auf den Sportunterricht zu reduzieren. Deshalb begrüßte Feist das Motto der Ausstellung ausdrücklich.

Diesen Gedanken griff auch MdL Peter Hauk in seinem Grußwort auf.  Er forderte, dass Bewegung stärker in den Schulunterricht integriert werde  - besonders im Hinblick auf den „derzeitigen Trend“, dass immer mehr Schüler zu höherem Gewicht neigten. Auch in einer von wirtschaftlichem Denken dominierten Welt blieben Sport, Bewegung und Kunst unverzichtbar.

„Was man in der Kunst findet, ist auch Medizin – nicht nur für den Kreislauf“, führte MdL Gerd Teßmer aus. Für den ehemaligen Lehrer ist manches „Nebenfach“ deshalb nicht weniger wichtig als manches „Hauptfach“. Der Neckar-Odenwald Kreis sei zwar ein armer Kreis, aber nicht zuletzt die Ausstellung zeige, dass er „reich an Talenten“ sei.

OB Gerhard Lauth, der schon augenzwinkernd die „richtungsweisenden Worte“ des Schulamtsdirektors erwartete, zollte den an der Ausstellung beteiligten Lehrern den höchsten Respekt: „Ich ziehe den Hut vor den Lehrern, die so viel für die Allgemeinheit geleistet haben – inklusive der geleisteten Erziehungsarbeit für die Schüler.“

„Es bewegt sich alles, Stillstand gibt es nicht.“ Dem Ausstellungsmotto des Künstlers Jean Tinguely, der mit seinen bewegten Kunstobjekten weltweit bekannt wurde, spürte Beate Wieland  vom Stuttgarter Kultusministerium in ihrer Einführungsrede einfühlsam nach.

Selbst in statischen Bildern könne Bewegung entdeckt werden, wenn etwa Motive, die sich in Bewegung befänden, in der Art einer Momentaufnahme dargestellt würden.  Wie bei einem Foto könnten auch mit Stift und Pinsel die Bewegungen eines Tieres oder eines Zuges eingefangen werden.

Manche der ausgestellten Objekte, besonders die Lamellenbilder, brächten sogar den Betrachter in Bewegung, da er zu einem Perspektivwechsel gezwungen wird, um das Bild ganz erfassen zu können.

Zum Anfassen, zum Zugreifen und zum „Be-greifen“ forderten auch zahlreiche Plastiken und kinetische Objekte, die selbst in Bewegung gebracht werden wollten. Aus Bildmotiven des spanischen Künstlers Miro etwa entwickelten Schüler sogenannte „Mirobile“, die die einzelnen Bildelemente in die Sprache eines dreidimensionalen Mobiles übersetzen.

Selbst im Alltagsleben „vermeintlich“ rational und abgeklärt handelnde Erwachsene entdeckten im Umgang mit den beweglichen Objekten ihren Spieltrieb und ihre Spielfreude, berichtete Wieland. Sie brauchte das Publikum jedoch nicht lange dazu aufzufordern; schnell wurden die  beweglichen Objekte, zu denen auch bunt bemalte Kreisel, eine Kugelbahn und ein auf einer Kurbelwelle montiertes, scheinbar fliegendes Herz gehören, eigenhändig ausprobiert.

Auch wenn sich die Schule 2004 vom klassischen Fächerkanon eines Wilhelm von Humboldts verabschiede, so wolle sie nach den Worten des Schulamtsdirektors Jürgen Kriege weiterhin „Bildungsfächer“ vermitteln, die Einblicke in die Kultur erlaubten. Das Fach Kunsterziehung solle - unabhängig von seiner jeweiligen Etikettierung – zur Freiheit erziehen, zur Kritikfähigkeit ebenso , wie dazu, Kritik zu ertragen.

„Naiv und trotzdem künstlerisch intensiv“ hätten die Schüler mit ihren ausgestellten Werken ganz nebenbei den griechischen Philosophen Zenon widerlegt, der behauptet hatte, es gebe keine Bewegung.

Info:

Die regionale Schulkunstausstellung „Bewegung“ ist bis zum 19. Februar im Mosbacher AOK KundenCenter zu sehen. Montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr, donnerstags von 8 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr.18 Schulen aus dem Neckar-Odenwald-Kreis beteiligen sich mit rund 120 Werken an der aktuellen Schulkunstausstellung. Es sind dies im einzelnen:

Wimpina Grundschule Buchen, Karl-Trunzer-Hauptschule Buchen, Grund- und Hauptschule Elztal, Grundschule Limbach-Laudenberg, Müller-Guttenbrunn-Schule Mosbach, Wilhelm-Stern-Grundschule Mosbach, Grundschule Diedesheim, Clemens-Brentano-Grundschule Neckarelz, Pattberg-Hauptschule Neckarelz, Realschule Osterburken, Schule für Sprachbehinderte Osterburken, Alois-Wißmann-Schule Buchen, Nardini-Schule Walldürn, Grundschule Bödigheim-Waldhausen, Astrid-Lindgren-Schule Osterburken, Burghardt-Gymnasium Buchen, Ganztagesgymnasium Osterburken, Pattberg-Gymnasium Neckarelz.

Rhein-Neckar-Zeitung, Text: Peter Lahr, Billigheim-Katzental

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